ENGLISH/GERMAN
It was a fine winter’s day, in a forest in Germany. The air was cool and crisp, the ground covered with a thin coat of snow, the sky was blue and the sun shone so that everything sparkled around us. I was with a group of beaters, taking part in a pressure hunt on wild boar, roe deer and red deer and that had commenced about two hours earlier, in the late morning. I had just struggled to get out of a thicket of young trees, partially overgrown with the thorny trails of bramble and briar and now stood at the edge of a snow-covered meadow. I could hear the voices of the other beaters still in the thicket here and there, so I took a few deep breaths and looked around. Our dogs were nowhere to be seen. One of them had the tendency to disappear again and again so I tried to spot him. But all I could hear was one dog continually barking a bit further away, out of my sight. Was that him? I couldn’t really tell. Yet something wasn’t quite right. Usually the dogs moved around and so the barks should, too. But this barking didn’t move. As the other beaters were still inside the thicket I called out to D. that I would go and see what the barking was about.
At the far end of the meadow there was a path separating a thicket to its right and left. The barking seemed to come from there. When I came closer I could see J, the dog I was looking for, about halfway down the path barking in front of the right-hand thicket, and a hunter was standing right behind him. I couldn’t make out what this was about but I speeded up now as I sensed that something had happened here or was about to happen.
„What’s the matter?“ I asked the hunter, looking at him and at the dog still barking into the thicket.
„A wounded sow’s lying there.“ He answered and pointed.
Surrounded by thick layers of bramble, in a dip in the ground, I could now see her, lying there, watching us. And I suddenly realized the danger of the situation. I couldn’t see how strongly wounded she was, whether she was still able to attack us or not. I stood right behind the dog who tried to snap at her, and tried to call him away but without success. For the dog, only the sow was important now.
Now the other beaters were finally arriving, too. D., an experienced forester and hunter, talked with the hunter next to the dog. The two women in our group came closer as well, but M. urged the inexperienced, young woman not to get too close as it was too dangerous. As I heard M.’s warning I realized that I was still standing right behind the dog, directly in the line of attack should the sow choose to burst out of her hiding. The dog was still barking all the time as suddenly the sow tensed and speeded forward, but stopped right in the movement and laid back again, eyeing us suspiciously, so it seemed.
We all spread cautiously around her now, trying to be out of her way while still trying to hold her cornered. When D. removed his rifle from his shoulder I slowly began to understand what we were doing here. This was an Abfangsituation. There was a wounded animal and of course it had to be killed. Having never before been in such a situation, I just wasn’t aware that it would be right here, right now, and I right next to it.
We moved in a bit, our dog checking in the sow from the front, D. and me from the side. With one hand only D. held the barrel of his rifle right to her head, behind her ear and pulled the trigger. Boom! The sow hardly moved. Was she dead? With a gnarl, the dog snapped at the sow’s snout, I tried to hold him back, thinking it somehow inappropriate to disturb her dying. The sow lay still but not different from before, although her eyes did not move. D. prodded her with the barrel of his rifle. Nothing. She was dead.
We grasped her forelegs and dragged her out of the dip and the brambles.
„Come on. Let’s move on.“ said D. to us, shouldering his gun and – with a goodbye to the hunter – we all moved on to continue the rest of our beat.
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Abfangen/Abschlagen/Abfedern/Abnicken.
Wenn man ein Wild so geschossen hat, daß es zwar gestürzt, aber noch nicht verendet ist, so erfordert es die Menschlichkeit, daß man so schnell wie möglich seinen Leiden ein Ende mache. (Georg Hartig, Lexikon für Jäger und Jagdfreunde, Berlin, 1836:4)
Es war ein schöner Wintertag, in einem Wald in Deutschland. Die Luft war kühl und frisch, der Boden mit einer dünnen Schneedecke bedeckt, der Himmel blau und die Sonne schien, so dass alles um uns herum glitzerte. Ich war mit einer Gruppe von Treibern bei einer Drückjagd, die vor zwei Stunden am späten Morgen begonnen hatte. Ich hatte gerade versucht, aus einem Dickicht junger Bäume herauszukommen, die teilweise mit dornigen Brombeer- und Rosenzweigen bewachsen waren, und stand nun am Rande einer schneebedeckten Wiese. Ich konnte die Stimmen der anderen Treiber noch im Dickicht hier und da hören, also atmete ich ein paar Mal tief durch und schaute mich um. Unsere Hunde waren nirgendwo zu sehen. Einer von ihnen hatte die Tendenz, immer wieder zu verschwinden, also versuchte ich, ihn zu entdecken. Aber alles, was ich hören konnte, war ein Hund, der ständig ein bisschen weiter weg bellte, außer Sichtweite. War er das? Ich konnte es nicht genau sagen. Doch etwas stimmte nicht. Normalerweise bewegten sich die Hunde und ihr Bellen umher. Aber dieses Bellen bewegte sich nicht. Da sich die anderen Treiber noch im Dickicht befanden, rief ich D. zu, dass ich hingehen und nachsehen würde, was es mit dem Bellen auf sich hat.
Am Ende der Wiese gab es einen Weg, der eine Dickung in zwei teilte. Das Bellen schien von dort zu kommen. Als ich näher kam, konnte ich J, den Hund, den ich suchte, etwa auf halbem Weg vor dem rechten Dickicht bellen sehen, und ein Jäger stand direkt hinter ihm. Ich konnte nicht erkennen, worum es hier ging, aber ich wurde schneller, als ich spürte, dass hier etwas passiert war oder passieren würde.
„Was ist los?“ Ich fragte den Jäger, schaute ihn und den Hund an, der immer noch in die Dickung bellt.
„Da liegt eine verwundete Sau.“ antwortete er und zeigte in Richtung der Dickung.
Umgeben von dicken Brombeerschichten, in einer Senke im Boden, konnte ich sie nun sehen, wie sie dort lag und uns beobachtete. Und plötzlich erkannte ich die Gefahr der Situation. Ich konnte nicht erkennen, wie stark sie verwundet war, ob sie uns noch angreifen konnte oder nicht. Ich stand direkt hinter dem Hund, der versuchte, sie anzugreifen, und versuchte, ihn wegzurufen, aber ohne Erfolg. Für den Hund war jetzt nur noch die Sau wichtig.
Nun kamen endlich auch die anderen Treiber an. D., ein erfahrener Förster und Jäger, sprach mit dem Jäger neben dem Hund. Auch die beiden Frauen in unserer Gruppe kamen näher, aber M. drängte die unerfahrene, junge Frau, nicht zu nahe zu kommen, da es zu gefährlich sei. Als ich M.’s Warnung hörte, wurde mir klar, dass ich immer noch direkt hinter dem Hund stand, direkt in der Angriffslinie, sollte sich die Sau entscheiden, aus ihrem Versteck auszubrechen. Der Hund bellte immer noch die ganze Zeit, als plötzlich die Sau sich anspannte und vorwärts schnellte, blieb aber mitten in der Bewegung stehen und legte sich wieder zurück und starrte uns misstrauisch an, so schien es.
Wir alle verteilten uns jetzt vorsichtig um sie herum und versuchten, ihr aus dem Weg zu gehen, während wir immer noch versuchten, sie in die Enge zu treiben. Als D. sein Gewehr von der Schulter nahm, begann ich langsam zu verstehen, was wir hier taten. Das war eine Abfangsituation. Es gab ein verwundetes Tier und natürlich musste es getötet werden. Da ich noch nie zuvor in einer solchen Situation war, war mir einfach nicht bewusst, dass es genau hier und jetzt sein würde, und ich direkt dabei.
Wir zogen den Kreis enger, unser Hund kontrollierte die Sau von vorne, D. und ich von der Seite. Mit nur einer Hand hielt D. den Lauf seines Gewehrs direkt an ihren Kopf, hinter ihr Ohr und drückte den Abzug. Bumm! Die Sau bewegte sich kaum. War sie tot? Mit einem Knurren schnappte der Hund an der Schnauze der Sau. Ich versuchte ihn zurückzuhalten, denn ich hielt es irgendwie für unangebracht, ihr Sterben zu stören. Die Sau lag still, aber nicht anders als vorher, obwohl sich ihre Augen nicht bewegten. D. stieß sie mit dem Lauf seines Gewehrs an. Nichts. Sie war tot.
Wir packten ihre Vorderbeine und zogen sie aus der Dickung.
„Komm schon. Lass uns weitermachen.“ sagte D. zu uns, schulterte seine Waffe und – mit einem Abschiedsgruß an den Jäger – gingen wir alle weiter, um den Rest unseres Treibens fortzusetzen.