17. Dezember 2018, Universität Würzburg, Forschungskolloquium des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie/Volkskunde
„Wasser, Luft und Erde. Gemeinsames Werden in NaturenKulturen 1“
Sinnliche Waldgestalt(en): Erkundungen einer Jagdlandschaft
Dieser Vortrag zeichnet die Komplexität eines Waldes als gegenwärtige Jagdlandschaft einerseits nach und setzt sie mit der Komplexität der ‚geschulten Wahrnehmung‘ von Jägern in Beziehung. Das Jagdrevier zeigt sich dabei als ein ‚meshwork‘ aus bebauter, materiell durch die Jagdpraxis geformte Landschaft (Ansitzeinrichtungen, Wildäcker, Pirschwege, etc) und tierischen materiellen Bewegungsmustern (Fährten, Wechsel, Fege-, Schäl- und Verbissstellen, Losung, etc). Gerade die tierischen Spuren in der Landschaft verweisen darauf, dass für die Jagd der Wald nicht nur ‚eingerichtet‘ ist mit festumrissenen, klar zu bestimmenden materiellen ‚Objekten‘, denn es gibt neben (menschlichen) Artefakten vor allem nichtmenschliche Dinge, hybride Dinge, aber auch Materialien bzw. Elementares (z.B. die Umrisse eines Trittsiegels in einem nassen Blatt auf dem Waldboden) für Jäger zu entdecken. Zur ‚handwerklichen‘ Jagdpraxis gehören daher pragmatisch geschulte Sinne, die in der Lage sind aus dem ‚Wald vor lauter Bäumen‘ Jagdrelevantes erfassen zu können.