The Beauty of Hunting

Ethnographischer Dokumentarfilm zur Ästhetik der Jagd (mit Erläuterungen unten auf Deutsch und Englisch!).

Jetzt auch als Teil der Ausstellung WILD UND JAGD – GRENZGÄNGE ZWISCHEN NATUR UND KULTUR der Stiftung Waldhaus Freiburg vom 17. Juni 2018 bis 22. September 2019! 

Jetzt auch als Teil der multisensorischen Installation THE BEAUTY OF HUNTING – EINBLICKE IN DIE ÄSTHETISCHE ETHNOLOGIE des Künstlerhauses Schloss Balmoral (Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur), Bad Ems vom 20. April 2018 bis 8. Juni 2018!

Ethnographic documentary on the aesthetics of hunting (with elaborations in English)

 

A female hunter in a bleak forest landscape.
Rain keeps pouring down on her as she prepares for the hunt.
She stands still in vigilance, her eyes scanning the surroundings.
Rain keeps pouring down as she waits for something to happen.
Then, a wild boar approaches
And rain keeps pouring down.

The Beauty of Hunting essentially shows scene after scene of waiting; nothing much happens. And nevertheless, this is what hunting is about – most of the time. Hunting may culminate in an act of killing – or it might not, as the quote from Ortega y Gasset at the end of the film reveals – but something important happens before. It is the sheer endless waiting (in the case of the hunter in this film a matter of more than three hours) in a state of heightened awareness and observation I call vigilance, i.e. a consistent, active and multisensory engagement with one’s surroundings, a way of being alive to the world that manifests in minute adjustments of movement, posture, gestures, weapon handling, eye ball motion, etc., always being drawn by the possibility of an animal being out there somewhere.

In this state of vigilance, hunters often feel immersed in the landscape and weatherworld around them, becoming part of their surroundings, part of a world of rain, trees, and mud. It is this sense of immersion that complements the sense of anticipation for the animal and that together make up the cardinal structure of hunting experience in this case.

The short film uses atmospheric scenes without narration/narrative to draw the viewer deeper into this double-sense of immersion and anticipation. It aims to create an opening for viewers to join in the bodily and sensual experience of the hunter and thereby to begin to comprehend how it is like to hunt – while withholding judgment about the activity. The film thus tries to evoke rather than represent or merely document hunting practices. It is in this sense that the film shows the aesthetics of hunting.

Filming this sequence turned out to be problematic. Not only had it been raining continually throughout the whole day I was filming. I was also limited in positions I could film from and hence perspectives I could shoot, as I had to be out of the hunter’s line of fire at all times. Accordingly, no scenes were staged or could be repeated. I had to follow the unfolding of the action as it happened. But what is more, my attention and sensuous presence in the landscape had to mediate my filming on the one hand and the demands of the hunting situation on the other hand: I had to film in a way that was unobtrusive so that my presence did not give away the presence of the hunter. This corporeal way of filming was, however, what made the atmospheric shots possible in the first place and so was a welcome challenge to the process of filming.

 

The Beauty of Hunting zeigt im Grunde genommen eine Aneinanderreihung von Szenen des Wartens; es passiert nicht viel. Und dennoch geht es in der Jagd oft genau darum. Die Jagd kann im Akt des Tötens enden – oder eben nicht, wie das Zitat von Ortega y Gasset am Ende des Films vorschlägt – doch etwas geschieht in der Zeit davor. Es ist das schier endlose Warten (im Fall der Jägerin im Film eine Sache von mehr als drei Stunden) in einem Zustand einer gesteigerten Aufmerksamkeit und Beobachtung, den ich Wachsamkeit nenne, d.h. ein andauernder, aktiver und multisensorischer Umgang mit der Umwelt, eine Art und Weise lebendig auf die Welt zu reagieren, durch kleinste Anpassungen von Bewegungen, Haltung, Gesten, Umgang mit der Waffe, Augenbewegungen, usw. – immer angezogen und gelenkt von der möglichen Anwesenheit eines Tieres irgendwo und irgendwann.

In diesem Zustand der Wachsamkeit fühlen sich Jäger oft eingebunden in die Landschaft und Wetterwelt um sie herum; sie werden Teil ihrer Umwelt, einer Welt aus Regen, Bäumen und schlammiger Erde. Es ist dieser Sinn bzw. dieses Gefühl des Eintauchens und Eingebundenseins, welches den Sinn bzw. das Gefühl der Ahnung des Tieres ergänzt und in ihrer Verbindung die Grundstruktur der Jagderfahrung in diesem Fall ausmacht.

Der Kurzfilm nutzt atmosphärische Szenen ohne Erzähler/Erzählung, um die Zuschauer tiefer in diesen doppelten Sinn des Eintauchens und der Vorahnung einfühlen zu lassen. Dadurch soll für die Zuschauer die körperliche und sinnliche Erfahrung der Jägerin greifbar und fühlbar werden, so dass man zumindest ansatzweise verstehen kann, wie es ist auf die Jagd zu gehen – ohne in diesem Moment an eine Bewertung der Situation oder der Praxis zu denken. Der Film repräsentiert bzw. dokumentiert die Jagd also nicht einfach: er versucht, sie lebendig werden zu lassen. In diesem Sinne geht es in dem film um die Ästhetik der Jagd.

Das Filmen selbst stellte sich als problematisch heraus. Zum einen regnete es kontinuierlich den ganzen Tag. Ich war zudem eingeschränkt in der Auswahl an Positionen und damit auch von Perspektiven, die ich einnehmen durfte und konnte, denn ich musste mich stets außerhalb eines stetig verändernden Gefahrenbereichs durch die Waffe bewegen. Dementsprechend wurden keine Szenen für mich aufgeführt oder gar nachgespielt. Ich musste dem sich entfaltenden Ablauf der Handlung folgen. Dazu kommt, dass meine Aufmerksamkeit und körperliche Anwesenheit in der Landschaft vermittelt musste zwischen meiner Aktivität des Filmens einerseits und den Anforderungen der Jagdsituation andererseits: Ich musste in einer unauffälligen Art und Weise filmen, die gewährleistete, dass meine Anwesenheit die Anwesenheit der Jägerin nicht verriet. Jedoch war es genau diese verkörperte Art des Filmens, die die atmosphärischen Aufnahmen erst ermöglichten. Und damit war sie eine willkommene Herausforderung.